Sep 15, 2024

Empathie und aktives Zuhören: Erfolgsfaktoren im Einstellungsprozess

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In der heutigen Arbeitswelt, die von intensivem Wettbewerb geprägt ist, geht es nicht nur darum, die besten Talente zu finden, sondern auch darum, sie langfristig zu binden. Die Qualifikationen der Bewerbenden sind dabei natürlich wichtig, aber oft unterschätzt wird die Art und Weise, wie wir kommunizieren. Empathie und aktives Zuhören sind zwei zentrale Fähigkeiten, die den Einstellungsprozess erfolgreicher und menschlicher gestalten. Doch wie setzen wir diese Fähigkeiten wirkungsvoll ein?

Was bedeutet Empathie im Einstellungsprozess?

Empathie bedeutet, sich in die Lage des anderen zu versetzen, die Emotionen und Perspektiven der Bewerbenden wirklich zu verstehen. Daniel Goleman, ein führender Experte für emotionale Intelligenz, beschreibt Empathie als „die Fähigkeit, die Welt durch die Augen des anderen zu sehen.“ Genau das ist im Bewerbungsgespräch entscheidend: Es geht nicht nur darum, die fachlichen Qualifikationen abzuklopfen, sondern auch die menschlichen Qualitäten eines Kandidaten wahrzunehmen. Empathie hilft, einen natürlichen Gesprächsfluss zu entwickeln, der Vertrauen schafft und die wahre Persönlichkeit der Bewerbenden ans Licht bringt. Wer sich verstanden und wertgeschätzt fühlt, ist eher bereit, eine langfristige Beziehung zum Unternehmen aufzubauen.

Empathie trägt somit zu einer Kultur bei, in der sich Menschen wohlfühlen und nicht das Bedürfnis verspüren, das Unternehmen aufgrund von fehlender Wertschätzung zu verlassen.

Aktives Zuhören: Die Kunst der erfolgreichen Kommunikation

Aktives Zuhören ist mehr als nur ein Nicken und „Ja“-Sagen. Es bedeutet, dem Gegenüber volle Aufmerksamkeit zu schenken, gezielt nachzufragen und wirklich zu verstehen, was gesagt wird – und auch, was zwischen den Zeilen steht. Diese Technik schafft eine Atmosphäre, in der sich die Bewerbenden sicher fühlen, ihre Gedanken und Gefühle offen auszudrücken. Wie Carl Rogers, ein Pionier der humanistischen Psychologie, einmal sagte: „Aktives Zuhören ist ein wichtiger Weg, um Veränderungen bei Menschen herbeizuführen.“

Durch aktives Zuhören fühlen sich die Bewerbenden respektiert und ernst genommen. Das stärkt das Vertrauen und schafft eine Verbindung, die für eine ehrliche und offene Kommunikation entscheidend ist. Es geht nicht nur um das, was gesagt wird, sondern darum, wirklich zu begreifen, was gemeint ist. Dies hilft, auch die kleinen, oft verborgenen Signale zu erkennen – wie Bedenken oder Motivationen, die in einem oberflächlichen Gespräch leicht übersehen werden könnten.

Indem Führungskräfte aktiv zuhören, können sie nicht nur die fachlichen Qualifikationen der Bewerbenden besser einschätzen, sondern auch deren Eignung für die Unternehmenskultur und ihre Bereitschaft, langfristig im Team zu arbeiten.

Warum sind Empathie und aktives Zuhören so wichtig?

Beide Fähigkeiten, Empathie und aktives Zuhören, sind entscheidend, um die Bewerbenden wirklich zu verstehen. Empathische Führungskräfte sind besser darin, eine authentische Verbindung zu den Bewerbenden aufzubauen – eine Verbindung, die auf Vertrauen und Respekt basiert. Wenn sich potenzielle Mitarbeitende schon im Vorstellungsgespräch wertgeschätzt fühlen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dem Unternehmen langfristig treu bleiben.

Empathie sorgt für einen natürlichen Gesprächsfluss, in dem die Bedürfnisse und Interessen der Bewerbenden zur Sprache kommen und auf sie eingegangen wird. Aktives Zuhören unterstützt diesen Prozess, indem es dazu beiträgt, verborgene Stärken und Fähigkeiten zu entdecken, die sonst möglicherweise übersehen würden.

Wie Empathie und aktives Zuhören einen positiven Gesprächsfluss fördern

Ein empathisches Gespräch ist keine Einbahnstraße, sondern ein lebendiger Austausch. Empathie hilft dabei, die richtigen Fragen zu stellen, die nicht nur Informationen preisgeben, sondern auch die Motivation und Einstellung der Bewerbenden offenbaren. Wenn beide Seiten das Gefühl haben, wirklich gehört und verstanden zu werden, entsteht ein natürlicher Gesprächsfluss. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Bewerbende ehrlich über ihre Erwartungen, Bedenken und Ziele sprechen und dass die Entscheidung am Ende fundiert und beiderseitig vorteilhaft ist.

Praktische Techniken für mehr Empathie und aktives Zuhören im Bewerbungsgespräch

  1. Paraphrasieren: Geben Sie in eigenen Worten wieder, was der Bewerber gesagt hat, um Missverständnisse zu vermeiden und zu zeigen, dass Sie wirklich zuhören.
  2. Offene Fragen stellen: Ermutigen Sie die Bewerbenden, mehr über sich zu erzählen und Einblicke in ihre Gedankenwelt zu geben.
  3. Körpersprache beachten: Achten Sie auf nonverbale Signale wie Mimik und Gestik und zeigen Sie durch Augenkontakt und Nicken, dass Sie aufmerksam sind.
  4. Gefühle und Bedürfnisse ansprechen: Kommunizieren Sie offen Ihre Erwartungen und fragen Sie die Bewerbenden nach ihren Wünschen und Bedürfnissen.
  5. Virtuelle Bewerbungsgespräche meistern: Setzen Sie auch in virtuellen Gesprächen auf aktives Zuhören und empathische Techniken. Achten Sie auf die Tonlage und Wortwahl, da Körpersprache oft schwerer wahrnehmbar ist.

Langfristige Vorteile von Empathie und aktivem Zuhören

Empathie und aktives Zuhören sind keine kurzfristigen Maßnahmen, sondern wesentliche Elemente, die langfristig zur Mitarbeiterbindung beitragen. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die sich während des gesamten Einstellungsprozesses wertgeschätzt fühlen, eher bereit sind, eine langfristige Beziehung zum Unternehmen aufzubauen und engagierter arbeiten. Diese Fähigkeiten sind besonders wichtig in einer zunehmend digitalen Arbeitswelt, in der Soft Skills wie emotionale Intelligenz immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Wie Sie Empathie und aktives Zuhören in Ihrem Unternehmen fördern können:

  • Schulungen organisieren: Bieten Sie gezielte Workshops an, um die empathischen Fähigkeiten Ihrer Führungskräfte und Mitarbeitenden zu stärken.
  • Feedback-Kultur etablieren: Fördern Sie eine offene Feedback-Kultur, in der alle Mitarbeitenden ihre Gedanken und Gefühle äußern können.
  • Virtuelle Bewerbungsgespräche optimieren: Nutzen Sie Techniken wie aktives Zuhören, um auch in virtuellen Gesprächen eine persönliche Verbindung herzustellen.

Empathie und aktives Zuhören sind keine „weichen“ Faktoren, sondern wesentliche Erfolgsfaktoren für den Einstellungsprozess und die langfristige Bindung von Mitarbeitenden. Indem Sie diese Fähigkeiten gezielt einsetzen, schaffen Sie ein authentisches und wertschätzendes Umfeld, das die besten Talente anzieht und im Unternehmen hält.

 


1. Goleman, D. (2006). Emotional Intelligence: Why It Can Matter More Than IQ. Bantam. 2. Rogers, C. R. (1995). A Way of Being. Houghton Mifflin Harcourt.