Jan 15, 2025

Mitarbeiterbindung: Was Unternehmen von der Gnu-Wanderung lernen können

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In der Serengeti steht jedes Jahr ein beeindruckendes Schauspiel bevor: Millionen von Gnus, Zebras und Antilopen ziehen auf ihrer Wanderung auf der Suche nach frischem Weideland und lebenswichtigen Ressourcen durch gefährliches Terrain. Doch was hat dieses Naturphänomen mit der Arbeitswelt zu tun? Wie auch Gnus auf der Suche nach besseren Bedingungen weiterziehen, verlassen unzufriedene Mitarbeitende Unternehmen, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. In einer Zeit, in der Fachkräfte hart umkämpft sind, stellt sich für Unternehmen die Frage: Wie schaffen wir es, eine attraktive, langfristige „Weide“ zu bieten und wandernden Talenten eine Rückkehr schmackhaft zu machen?

Die Realität der Abwanderung: Warum Mitarbeitende weiterziehen

Unzufriedenheit in der Arbeitswelt entsteht oft schleichend. Mangelnde Wertschätzung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder toxische Arbeitskulturen führen dazu, dass sich Angestellte nach neuen Chancen umsehen. Viele Unternehmen bemerken dies erst, wenn die ersten Kündigungen eintreffen.
Die Abwanderung eines Mitarbeitenden kostet ein Unternehmen nicht nur viel Geld, Studien sprechen von 30 % bis 150 % des Jahresgehalts der Person (Cascio, 2006, Phillips & Connell, 2003), sondern auch Zeit und Ressourcen. Es folgt eine erhöhte Arbeitsbelastung für die verbleibenden Teammitglieder, die häufig zu einer Kettenreaktion führen kann.

Die Metapher der Gnu-Wanderung: Ein Spiegel für die Arbeitswelt

Wie Gnus, die einer bewährten Route folgen, entscheiden sich auch Mitarbeitende für ihren nächsten Schritt basierend auf Erfahrungen, Erzählungen oder Beobachtungen. Führungskräfte übernehmen hierbei eine zentrale Rolle. Sie können entweder als Wegweiser Stabilität schaffen oder durch toxisches Verhalten die Herde in gefährliche Gewässer führen.

Gute Führungskräfte: Wegweiser zur Stabilität

In der Tierwelt sind erfahrene Anführer unerlässlich, um die Herde sicher durch schwieriges Terrain zu führen. Übertragen auf die Arbeitswelt bedeutet das: Führungskräfte, die empathisch, kommunikativ und unterstützend agieren, schaffen ein Arbeitsklima, in dem Mitarbeitende sich entfalten können. Sie geben Orientierung, fördern Vertrauen und erkennen Stress oder Frustration frühzeitig.

Toxische Führungskräfte: Eine Gefahr für die Herde

Toxische Führungskräfte lassen sich mit jungen, unzuverlässigen Anführern vergleichen, die ihre Herde in gefährliche Situationen führen. Diese Art von Führung entsteht häufig durch Unsicherheiten oder mangelnde Schulung. Ihre Entscheidungen fördern Unsicherheit und können dazu führen, dass sich die Herde spaltet, einige Gnus sich verirren oder sogar Raubtieren zum Opfer fallen.

Die Hindernisse der Wanderung: Flüsse voller Krokodile und Löwen im Gebüsch

Auf ihrem Weg müssen Gnus gefährliche Flüsse mit Krokodilen durchqueren. Diese symbolisieren die Unsicherheiten und Ängste, die Mitarbeitende davon abhalten, neue Wege zu gehen. Sätze wie „Woanders ist es auch nicht besser“ wirken oft wie mentale Ketten, die Veränderung blockieren.

Von der Weide zur Arbeitskultur: Wie Unternehmen attraktiver werden können

Die „Weide“ eines Unternehmens symbolisiert die Arbeitskultur, die Entwicklungsmöglichkeiten und die Wertschätzung, die Mitarbeitende erfahren. Eine nachhaltige Weide erfordert Pflege, Ressourcen und Anpassungsfähigkeit.

Die Rolle der Regenzeit: Investitionen in Mitarbeitende

In Afrika bringt die Regenzeit neues Leben. Für Unternehmen bedeutet das: Investitionen in Weiterbildungen, Teambuilding und Gesundheitsprogramme schaffen die Grundlage für Wachstum. Regelmäßige Mitarbeitergespräche und anonyme Umfragen dienen als „Wettervorhersage“, die helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.

Der Wert von Offboarding: Dünger für zukünftiges Wachstum

Ein strategisches Offboarding ist mehr als ein Abschied, es ist eine Chance. Ehemalige Mitarbeitende können als Botschafter für die Marke wirken oder sogar zurückkehren, wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern. Ein respektvoller Abschied und ein ehrliches Exit-Gespräch wirken wie Dünger, der die nächste Generation von Talenten anzieht.


Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen

  1. Attraktive Arbeitskultur schaffen
    Unternehmen sollten eine Umgebung fördern, in der sich Mitarbeitende gehört, unterstützt und geschätzt fühlen. Psychologische Sicherheit, wie sie Amy Edmondson beschreibt, ist dabei essenziell.
  2. Führungskräfte schulen
    Führungskräfte sollten nicht nur auf Zahlen schauen, sondern auch auf die Menschen hinter den Zahlen. Empathie und klare Kommunikation sind Schlüsselkompetenzen, die geschult werden können.
  3. Proaktive Maßnahmen ergreifen
    • Regelmäßige Feedback-Gespräche
    • Anonyme Mitarbeiterbefragungen
    • Unterstützung durch HR und Vertrauenspersonen
  • Employer Branding und Transparenz
    Authentisches Employer Branding zieht nicht nur neue Talente an, sondern fördert auch die Bindung bestehender Mitarbeitender.
  • Fazit: Der Weg zu einer grünen, einladenden Wiese

    Wie in der Natur ist auch in der Arbeitswelt eine kontinuierliche Pflege notwendig, um Talente zu halten und zu gewinnen. Unternehmen müssen ihre Weideflächen, sprich: ihre Arbeitskultur, so gestalten, dass sie nicht nur attraktiv, sondern auch nachhaltig sind.
    Die zentrale Frage lautet: Welche Art von Weide möchten Sie sein? Eine saftige, grüne Landschaft, die Wachstum und Sicherheit bietet, oder ein karges Ödland, das die Starken vertreibt und die Schwachen zurücklässt?

    1. Cascio, W. F. (2006). Managing human resources: Productivity, quality of work life, profits. McGraw-Hill Education. 2. Phillips, J. J., & Connell, A. O. (2003). Managing employee retention: A strategic accountability approach. Routledge. 3. Edmondson, A. (1999). Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams. Administrative Science Quarterly. 4. Goleman, D. (1995). Emotional Intelligence: Why It Can Matter More Than IQ. Bantam Books. 5. Society for Human Resource Management (SHRM). (2019). The cost of employee turnover.