Als Personalberater hatte ich oft mit einem weit verbreiteten Problem zu kämpfen: Fachkräftemangel. Besonders in der digitalen Transformation war dies eine Herausforderung. Trotz aller Anstrengungen vieler Unternehmen, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, gelingt es nur wenigen, diese langfristig zu binden. Woran liegt das? Diese Frage möchte ich hier genauer beleuchten.
Zu Beginn möchte ich meine persönliche Reise kurz skizzieren, um dir einen besseren Einblick zu geben. Schon in meiner Kindheit war ich mit Unternehmertum vertraut. Die Vielfalt der Branchen, in denen meine Familie tätig war, hat mir früh die Bedeutung von langfristigen Mitarbeiterbindungen verdeutlicht. Warum erzähle ich das? Weil ich glaube, dass Unternehmen nur nachhaltig wachsen können, wenn sie ihre Mitarbeiter langfristig halten. Denn der Verlust von Personal bedeutet auch, dass Aufträge fernbleiben.
Ich erinnere mich an den einen oder anderen Auszubildenden meines Vaters. Viele von ihnen hatten keine wirkliche Leidenschaft für den Beruf des Dachdeckers. Sie wurden aufgrund von Beziehungen eingestellt, aber das hielt nicht lange an. Ich kann sie verstehen, denn auch ich habe nie geplant, das Familienunternehmen zu übernehmen. Ich wäre als Dachdecker schlichtweg nicht glücklich geworden.
Nun kommen wir zum ersten Punkt: Die Einstellung von Mitarbeitern und der Rekrutierungsprozess. Recruitment, wie im Buch "The Essential HR Handbook" von Sharon Armstrong und Barbara Mitchell beschrieben, ist ein umfassender Prozess, der die Identifizierung, Anziehung, Auswahl und Einstellung potenzieller Kandidaten umfasst. Ich finde, dass diese Definition die Komplexität des Prozesses gut einfängt. Meiner Erfahrung nach haben Unternehmen oft unklare Anforderungen an die künftigen Arbeitenden und mangelnde Kommunikation zwischen HR und den Fachabteilungen. Hier liegt ein zentraler Fehler, denn wie in einem Obstsalat kann eine faule Frucht den ganzen Salat verderben. Damit verhindern wir, dass die Arbeitsatmosphäre durch einen unpassenden Angestellten verschlechtert wird.
Nachhaltigkeit ist notwendig um Mitarbeiter*innen langfristig im Unternehmen zu halten, deshalb ist es ein ebenso wichtiges Thema. Es gibt verschiedene Definitionen von Nachhaltigkeit, aber in Bezug auf den Umgang mit Menschen sollten wir uns von den rein wirtschaftlichen Definitionen distanzieren. In der Publikation "Digitale Transformation und Well-being in unterschiedlichen Lebensphasen" von Maximilian Helms et al. wird betont, dass "psychologische Nachhaltigkeit" und "nachhaltiges Wohlbefinden" entscheidend für die langfristige Bindung von Mitarbeitern sind. Psychologische Nachhaltigkeit bezieht sich darauf, langfristig psychisches Wohlbefinden und Resilienz aufrechtzuerhalten. Dabei sind Bewältigungsstrategien, Selbstfürsorge und unterstützende soziale Umgebungen von großer Bedeutung. Nachhaltiges Wohlbefinden strebt individuelles Glück auf eine langfristige Weise an, während ökologische und soziale Ressourcen geschützt werden.
Psychologie spielt eine große Rolle in allen Bereichen, in denen man mit Menschen zu tun hat. Jeder ist einzigartig und hat andere Ansprüche an sein Leben. Häufig verlassen Mitarbeiter das Unternehmen aufgrund der Arbeitsatmosphäre. Kein Mensch hat exakt die gleichen Voraussetzungen. Die Selbstbestimmungstheorie steigert die Motivation der Angestellten und gibt ihnen Freiheit. Vertrauen ist ebenfalls wichtig. Die digitale Transformation kann beängstigend sein, aber auch eine Chance bieten. Die Bedienung von Software kann bereits eine neue Kompetenz sein. Kommunikation ist der Schlüssel. Mitarbeiter mit Lösungsstrategien können besser mit Stress umgehen, daher ist Resilienz wichtig.
Zusammenfassend ist für nachhaltiges Recruitment und eine langfristige Mitarbeiterbindung eine gesunde und wertschätzende Unternehmenskultur notwendig. Leute einzustellen, die nicht zum Unternehmen passen, ist wie das Einnehmen von Ibuprofen gegen Schmerzen – die Ursache ist immer noch nicht behoben. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter als wertvolle Ressource erkennen und entsprechend behandeln. Nur so können sie langfristig erfolgreich sein und den Herausforderungen der digitalen Transformation standhalten.